Samstag, 4. Mai 2013

              
                        Optimisten wandeln auf der Wolke, unter der die anderen Trübsal blasen.
                                                                  (Fürst de Lighe)

Donnerstag, 2. Mai 2013

Eine Reise

                                               

 Eine Reise...

Wenn mich die Trauer ereilt und meine dunklen Augen tränen
setze ich mich auf meinen Teppich und fliege davon
in ferne Weiten trägt er mich und lässt die großen Städte hinter sich
als würde er wissen, wie sehr sich diese Augen nach Neuem sehnen

so fliegen wir über Berg und Tal, der Wind rauscht vorbei, es flattert mein Tuch
meine Augen fallen zu und ich lausche dem Tanz der Bäume
sie wiegen sich hin und her, so frei und so fest wie die Seiten in einem Buch

Die Sonne kündigt langsam ihren Abschied an, als wüsste sie dass Dieser uns den Atem raubt
denn die Farben die den abendlichen Himmel malen, scheinen nicht von dieser Welt
wie blind ist doch der, der diese Schöpfung für Zufall hält
und im Schatten dieses Werks schlafe ich ein, welch eine Freude für den der aufrichtig glaubt


Mittwoch, 1. Mai 2013

Mutter und Schraube

fest und beschützend umfasst die Mutter die Schraube
sie umklammert sie mit ihren stählernen Armen und lässt nicht los
die Mutter löst die Verbindung nicht, selbst beim härtesten Stoß
der Zustand der Nähe bleibt immer der Selbe


ruhig und behütet schmiegt sich die Schraube an die Mutter
sie flieht nicht und blickt nicht um sich
die Schraube sieht seine Mutter und fügt sich
mit ruhigem Gewissen selbst bei Sturm und Donner


aus demselben Eisen gegossen und zusammen verschlossen
bleiben Mutter und Schraube auf ewig gebunden
ob mit kahler Wand oder morschem Holz verbunden
sind sie zu ewiger Zweisamkeit entschlossen


so verharren sie über Jahre ohne sich zu rühren
doch mit den Jahren rostet das Eisen
und die Schraube sehnt sich nach weiten Reisen
es löst sich Schraube von Mutter mit traurigem Verspüren


doch auch die Entfernung löst die Bindung nicht
denn die kalten Herzen versprachen sich Treue bis ins ewige Licht


                                                                    Straßenlaterne

Eine Straßenlaterne steht in mitten der Stadt. Es ist Nacht. Sie leuchtet nicht. An ihrem Gehäuse kleben alte Aufkleber und der Rost beißt sich mit dem flaschengrün bemalten Eisen. Dreck und Schlamm-Kleckse verdecken die eingearbeiteten Ornamente. Die Laterne steht in einer Seitenstraße neben einem Elektrofachgeschäft. Der Ladenbesitzer zieht die große Stahltür mit einem knarren hinter sich zu und schließt sie mit grimmigem Gesicht. Es beginnt zu regnen. Fußgänger ziehen sich ihre Jacken über die Köpfe und laufen eilig in ihre Häuser. Eine weiße Plastiktüte wird vom Wind durch die Straße gewirbelt und verfängt sich in einem Dornenbusch. Eine alte Dame tappelt geduckt unter ihrem grünen Regenschirm über die Straße. Ein kleines Kind springt durch die Pfützen, ein leises vom Regenfall übertöntes Lachen ist zu vernehmen. Ein stattlich gekleideter Mann packt das Kind am Arm und zerrt es zu sich unter den Regenschirm. Mit tadelndem Blick spricht der Mann zu dem weinenden Kind. Man hört nicht was er sagt, der Regen ist zu laut. Im Schatten der Häuser verschwinden die Beiden. Die Stunden vergehen und die Straßenlaterne leuchtet nicht. Ein Dackel, hinter sich zieht er eine Leine her, stellt sich an die Laterne und hebt sein Bein , plötzlich läuft er weiter. Eine pummelige Frau mit viel zu kurzen Armen kommt der Laterne entgegen gerannt und stützt sich ächzend an ihr, pausiert nur kurz. Die Stunden vergehen und die Straßenlaterne leuchtet nicht. Der Regen hat aufgehört. Ein in Kleiderfetzen gehüllter Mann schlendert die Straße entlang und setzt sich vor die Laterne. Er packt eine kratzig aussehende Wolldecke aus seiner Tasche und legt sie sich um seine Schultern. Er schläft ein. Sein Schnarchen hallt in den engen Gassen wieder. Die Stunden vergehen. Der Mann steht auf und geht. Zwei Jugendliche torkeln die dunkle Straße entlang, sie hängen sich an die Laterne und drehen sich, sie drehen sich solange bis ihnen übel wird. Ein leises knarren, die Laterne steht schief. Die Jugendlichen torkeln weiter die Straße entlang. Plötzlich ist es still. Es ist Morgen. Die Vögel zwitschern. Die Straße ist laut und von Menschen durchflutet. Der Ladenbesitzer öffnet sein Geschäft. Ein hochgewachsener Herr im Blaumann nähert sich der Laterne. Er stellt seinen großen Werkzeugkasten auf den Boden und beginnt zu schrauben. Ein anderer kommt hinzu und beginnt die Laterne zu säubern. Daraufhin zückt er seinen Pinsel und taucht ihn in einen Eimer voll sattem flaschengrün. Ein weiterer wechselt die Birne aus. Die Arbeit ist erledigt, die Männer fahren fort. Es ist wieder Nacht. Die Laterne leuchtet.


 
                                         "Ich liebe die Rose als das Vollkommenste,
                                          was unsere deutsche Natur als Blume gewähren kann;
                                          aber ich bin nicht Tor genug,
                                          um zu verlangen,
                                          daß mein Garten sie mir schon jetzt,
                                          Ende April gewähren soll...
                                          Ich freue mich,
                                          wenn ich im Mai die Knospe sehe
                                          und ich bin glücklich,
                                          wenn endlich der Juni
                                          mir die Rose selbst in aller Pracht
                                          und in allem Duft entgegenreicht."  (Goethe)