Mittwoch, 1. Mai 2013

Mutter und Schraube

fest und beschützend umfasst die Mutter die Schraube
sie umklammert sie mit ihren stählernen Armen und lässt nicht los
die Mutter löst die Verbindung nicht, selbst beim härtesten Stoß
der Zustand der Nähe bleibt immer der Selbe


ruhig und behütet schmiegt sich die Schraube an die Mutter
sie flieht nicht und blickt nicht um sich
die Schraube sieht seine Mutter und fügt sich
mit ruhigem Gewissen selbst bei Sturm und Donner


aus demselben Eisen gegossen und zusammen verschlossen
bleiben Mutter und Schraube auf ewig gebunden
ob mit kahler Wand oder morschem Holz verbunden
sind sie zu ewiger Zweisamkeit entschlossen


so verharren sie über Jahre ohne sich zu rühren
doch mit den Jahren rostet das Eisen
und die Schraube sehnt sich nach weiten Reisen
es löst sich Schraube von Mutter mit traurigem Verspüren


doch auch die Entfernung löst die Bindung nicht
denn die kalten Herzen versprachen sich Treue bis ins ewige Licht


2 Kommentare:

  1. Hallo, Amina,
    wenn ich als Nicht-Dichter etwas zu "Mutter und Schraube" sagen darf:
    Das ist offensichtlich ein Bild für das Verhältnis von Mutter und Kind. Trägt das Gedicht etwas zum besseren Verständnis der Bindungsproblematik bei? Oder verstellt das mechanische Verhältnis Mutter-Schraube das Verständnis des menschlichen Verhältnisses?
    Technisches zum Schreiben: Rost verbindet Eisenteile, statt sie zu lösen. Warum sehnt sich die Schraube nach weiten Reisen? Wieso sind die Herzen kalt, und wie geht das mit dem Treueversprechen zusammen? Wie passt das ewige Licht zu Mutter und Schraube (Störung des Bildes)?Vielleicht schaust du dich einmal bei http://www.keinverlag.de/ um, da gibt es Leute, die das Gleiche wie du wollen und sich gegenseitig unterstützen (hoffe ich mal).
    Viele Grüße nach Bonn,
    norberto42 (N.T.)

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  2. vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar :)
    im Grunde geht es ja hier offensichtlich um die menschliche Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Die enge Beziehung wollte ich durch die Verbundenheit, die im technischen Bereich ebenfalls vorhanden ist, in den Vordergrund rücken. Dementsprechend habe ich mehrere Begriffe aus diesem Bildbereich gewählt ( stählerne Arme, kalte Herzen). Beispieil: Die Kälte bezieht sich auf das Eisen, das Mechanische. Die Herzen sind das Menschliche, aus Fleisch und Blut. Hier sollte lediglich Mensch mit Technik verbunden werden, wie du richtig erkannt hast betont dies zusätzlich das mechanische Verhältnis, das hier noch viel mehr im Fokus steht als die enge Bindung. Mutter und Tochter haben schon längst keine "Liebes"beziehung mehr. Das Ende wirkt störend, soll aber eine letzter Hoffnungsschimmer sein, da sich Mutter und Tochter wieder vereinen und im Jenseits eine "reine" Beziehung führen können. :)Danke für den Hinweis mit dem Rost ;)
    dein Kommentar hat mich sehr gefreut, als Amateur kann man noch viel dazu lernen, bei der Seite werde ich sicher mal vorbei schauen
    Alles Gute und Liebe Grüße
    Amina

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